PRAXIS FÜR PSYCHOTHERAPIE UND SCHAMANISMUS
Sylvia Maria Latussek

Vom Kind zur Ältesten



Der ewige Kreislauf ist ganz deutlich in der Natur zu erkennen. Und auch wir sind ein Teil der Natur und somit den natürlichen Gesetzen unterworfen. Wir finden diesen Kreislauf von Geboren werden, leben, alt werden und sterben überall. Im Jahreskreis ist es der Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Sonne geht auf, erstrahlt, geht unter und bleibt verborgen. Alles verläuft kreisförmig und hat einen Anfang und ein Ende. Das Ende ist jedoch der Anfang von etwas neuem und soweiter. So erhalten wir das Bild eines Kreises, bzw. der liegenden Acht. 

Bevor wir hier auf der Erde ankommen, macht sich unsere spirituelle Seele auf den Weg um auszuerkunden, wo und bei wem sie dieses mal inkarnieren möchte. Damit bildet sich langsam ihr Energiefeld/Seele heran. Sie inkarniert und bleibt ca. 9 Monate in der Gebärmutter der Mutter. Auch dies ist ein eigener in sich geschlossener Kreis. In dieser Zeit sind wir in einer Art Zwischenwelt, dem sog. Bardo Raum. Wir sind nicht mehr in der Nagual Welt (Anderswelt) aber auch noch nicht in der Tonalen Welt (Materielle Erdenwelt) angekommen. Das Baby reift heran und wird geboren. Nun beginnt das Erdenleben. 

In den ersten 3 - 4 Jahren befinden sich die Kinder in einem Zustand in dem sie noch mit der Nagualwelt verbunden sind. Diese Zeit nennt man auch die Zeit des Kinderfeuers. Die Kleinen sind sehr offen und wach für die Anderswelt. Sie sehen noch die Spiritwesen - die Zwerge und Elfen, die Wesenheiten der Geschöpfe, usw. Mit der Zeit des älter werdens verschliesen sich diese Kanäle meistens zunehmend. Nicht zu letzt, weil die Kinder hören, dass das alles "Humbug" ist. Manche Kinder, und dies werden immer mehr, bewahren sich diese Fähigkeit und die Kanäle bleiben offen. Kinder sind noch "unschuldig" pur und schauen sich die Welt durch die Augen des Kindes an, was geprägt ist von kindlicher Unschuld, Neugierde, Offenheit, erkunden und sich ausprobieren wollen. 

In der Zeit der Jugend reifen die Mädchen (als auch die Jungen, aber, es geht hier um die Frau) langsam zur Frau heran. Die Verwandlung des Körpers beginnt. Gleichzeitig verändern die Hormone und Erfahrungen die Sichtweise der Heranwachsenden. Sie kennen sich nicht mehr aus, wissen bereits mehr als es Kinder tun - das ist ihnen sehrwohl bewusst, haben aber noch nicht die Erfahrung einer reifen Frau - was sie wiederum nicht wissen können.  Die beginnende Mondzeit ist oft eine weitere Herausforderung. Indigene Völker wissen um all diese Dinge. Sie veranstalten Initiations Rituale, bei dem die Mädchen zur Frau initiiert werden. Das hilft den jungen Frauen, alles besser zu verstehen und die Verwandlung gerne  anzunehmen. Sie werden von den Ältesten unterrichtet, was die Mondzeit bedeutet und wie sie gut damit umgehen können. Sie lernen z.B., dass es eine heilige Zeit der Reinigung und Regeneration ist. 

Die Frau als Erwachsene entscheidet, wie ihr Leben aussehen wird. Wird sie eine Familie gründen, einen Beruf ergreifen, ... Sie übernimmt die volle Verantwortung für ihr Leben und ihre Handlungen. Sie steht auf eigenen Beinen. Diese Zeit ist meistens die längste Phase ihres Lebens. Es ist ihre HochZeit. Sie erblüht im Saft ihrer ganzen Kraft und Schönheit. 

Im nächsten Abschnitt wird sie langsam zur Ältesten. Der Wechsel, die Wechseljahre stehen an. In dieser Zeit schließt sie langsam ihr berufliches, familieres Dasein ab. Die Kinder sind aus dem Haus, der Beruf wird hinterfragt, usw. Bis hierhin sind die hauptsächlichen Aufgaben im materiellen, tonalen Bereich. Familie, Kinder, Beruf, Absicherung. In der Übergangszeit beginnt sie sich zu fragen, was sie noch möchte. Der berühmte Satz "War das jetzt schon alles, oder kommt da noch was" ist allen gut bekannt. Die Frau fängt an sich für die spirituelle Welt zu interresieren. Sie wird langsamer, ruhiger, die Gebärmutter reinigt mit dem Feuer noch einmal den Körper, den Geist und die Seele. Die Frau zieht sich von außen nach innen zurück. Sie kommt in die Kraft der Heilerin, der alten Weisen.

Sie kommt in ihre spirituelle Kraft und Weißheit der Großmutter, der Ältesten. Bei den indigenen Vökern haben diese Frauen die größte Hochachtung der Jüngeren und genießen alle Vorzüge. Sie lehren die jüngeren, kümmern sich um die Mädchen und werden nach Rat gefragt. Ihr Nagualkörper dehnt sich immer mehr aus. Die Verbindung zur Anderswelt wird größer und klarer. Dann, am Ende des Erdenlebens zieht sie sich ganz zurück und verlässt ihren Körper. Ein Kreis schließt sich für sie, nur um in einer anderen Dimension wieder neu zu begeinnen.  

Das Wissen um diese Kreisläufe hilt uns, die unterschiedlichen Lebensphasen zu begreifen und unsere Befindlichkeiten und Bedürfnisse darin besser zu verstehen. Es ist äußerst lohnend, sich damit zu beschäftigen. Bei den Indigenen ist dies eine Selbstverständlichkeit und im Alltag inbegriffen.

All diese Übergangsphasen können durch Übergangsrituale unterstütz werden. 

Siehe unter Scham.Weg/Angebote - Übergangsrituale, und Frau - Sein - Übergänge

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